DOOH in der Schweiz: Zwischen Bergen, Boom und Bann

Auch in der Schweiz ist DOOH auf Wachstumskurs. Kein Wunder, denn das Land wartet mit spektakulären Platzierungen auf, die es nur in der Eidgenossenschaft geben kann. Doch die Branche kämpft auch mit Herausforderungen.

Wer in diese Züge steigt, hätte eigentlich allen Grund, durchgehend aus dem Fenster zu schauen: Denn die Schweizer Jungfraubahnen verbinden die spektakulärsten Naturschönheiten wie Grindelwald, Lauterbrunnen, Mürren und den Kleinen Scheidegg mit Interlaken Ost, dem berühmten „Tor in die Jungfrauregion“.

Doch seit Kurzem machen 220 Screens in den Zügen den majestätischen Gipfeln, saftigen Tälern und charmanten Dörfern vor den Fenstern Konkurrenz: Im Rahmen einer Partnerschaft hat Livesystems, einer der größten DOOH-Vermarkter in der Schweiz, die Flotte ausgestattet und zeigt in den Bahnen künftig auf digitalen Bildschirmen regionale Inhalte, Information, Unterhaltung – und natürlich auch Werbung. Die Vorteile für Marken: Die Sichtbarkeit ist hoch, das Gebiet bekannt und beliebt, und die Zielgruppen kaufkräftig und mobil.

Zeichen stehen auf Wachstum

Benjamin Wey, Geschäftsführer Adtrac und Präsident des Verbands IG DOOH.

Ein Beispiel, das zeigt: Auch bei den Schweizer Nachbarn stehen die DOOH-Zeichen auf Wachstum. Entgegen der Entwicklung im Gesamtwerbemarkt, der im Januar 2025 um 6,1 Prozent gesunken ist, startete die Außenwerbung mit einem Plus von 5,9 Prozent ins neue Jahr. 2023 betrugen die Werbeumsätze der Außenwerbung laut Schweizer Werbestatistik 482 Millionen CHF, davon 127 Millionen für DOOH (die Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor).

Als Netzwerk-Plattform vertritt die Interessengemeinschaft Digital Out-of-Home (IG DOOH) Fachleute, Hersteller und Dienstleister im Bereich Digital Signage und Digital Out-of-Home –mit einem Ziel: „Die Vielfalt und Breite des Schweizer Digital Signage- und Digital-Out-of-Home-Markts sichtbar machen und stärken“, sagt Benjamin Wey, Geschäftsführer von Adtrac und Präsident des Verbands. Die IG DOOH versteht sich als Plattform, die die Akteure vernetzt, ihre Interessen bündelt und in der Öffentlichkeit sowie in der Politik vertritt. „Und genau diese Aufgabe wird in der aktuellen Lage immer relevanter“, sagt Wey. Dafür steht der Verband mit verschiedenen Branchenorganisationen im Dialog, organisiert Events für das Networking und steht Mitgliedern individuell mit Rat und Tat zur Seite.

Mit „Woohw!“ gibt es in der Schweiz außerdem ein renommiertes Branchenevent. Darin ging vor zwei Jahren der von der APG|SGA organisierte „Swiss Poster Award“ sowie der von Clear Channel Schweiz initiierte „DOOH Award“ auf, es umfasst eine Fachkonferenz sowie die Verleihung der Swiss Out of Home Awards.

Zwei große Herausforderungen

Doch die Branche kämpft auch mit Herausforderungen. Eine davon ist die zunehmende Marktkonzentration: Mit APG|SGA, Goldbach Neo (2023 entstanden aus Clear Channel und Neo Advertising) und Livesystems beherrschen drei große Player den Markt. Eine einheitliche DOOH-Währung haben sie nicht, das soll sich aber ändern – Gespräche gibt es bereits: Auf einem Branchenevent im März stellten IAB Switzerland (Vertreter der digitalen Werbebranche), IGEM (Interessengemeinschaft elektronische Medien) und IG DOOH „Wege zur Anbieter-übergreifenden Vergleichbarkeit in der DOOH-Forschung“ vor.

Der Markt steht aber vor einer weiteren großen Challenge: Gleich drei Parteien fordern ein Verbot von digitalen Bildschirmen in der Züricher Innenstadt, auch in anderen Kantonen gibt es Außenwerbe-Gegner. „Diese Vorstöße basieren oftmals auf symbolpolitischer Argumentation, die an der Realität einer vernetzten, funktionierenden Volkswirtschaft vorbeigeht. Als IG DOOH setzen wir hier auf klare Gegenargumente, faktenbasierte Kommunikation und politisches Engagement“, erklärt Wey.

Auch Branchenverbände sind empört: „Die Außenwerbung ist ein essenzieller Bestandteil des städtischen Lebens in Zürich“, heißt es in einer Erklärung von Leading Swiss Agencies, der Verband der führenden Kommunikationsagenturen in der Schweiz. Und weiter: „Ein Verbot hat weitreichende negative Folgen: Es entzieht der Stadt erhebliche Einnahmen, schwächt die Wirtschaft und schränkt insbesondere KMU in ihrer Kommunikation ein. Zudem beeinträchtigt es die Bewerbung kultureller Veranstaltungen, da Plakate ein wichtiger Informationskanal sind. Werbebudgets könnten in digitale Kanäle abwandern, wodurch die lokale Wertschöpfung verloren geht. Plakatwerbung ist akzeptiert, unaufdringlich und belebt das Stadtbild.“

Beste Aussichten

Und nicht nur das Stadtbild: So hat die APG|SGA erst Ende vergangenen Jahres die Montage von zehn neuen „Mountain E-Panel“ hoch oben auf dem Jungfraujoch abgeschlossen. Digitale Werbeflächen auf 3.454 Metern über dem Meer: Das sind doch beste Aussichten!

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