Die Content- und DOOH-Plattform ist erst sieben Jahre alt, aber bereits auf vier Kontinenten aktiv. Dank einer Mehrheitsbeteiligung durch Axel Springer ist das Unternehmen auf dem besten Weg, ein globaler Player zu werden. Es setzt vor allem auf bestehende Screens – in Hotels, Coworking-Flächen und im Gym – und auf einen neuen Co-Geschäftsführer.
Gegen manches Schicksal kommt selbst der beste Businessplan nicht an: Als FRAMEN vor sieben Jahren von Dimitri Gärtner, Alexander Gärtner, Sveatoslav Podobinschi und Magdalena Pusch gegründet wurde, hatte es sich zum Ziel gemacht, Inhalte und Werbung auf Displays in Fitnesscentern, Hotels und Coworking-Spaces zu ermöglichen. Doch gerade, als der Technologieaufbau abgeschlossen und das Unternehmen startklar war, „brach Corona aus und hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Magdalena Pusch, CMO bei Framen. Das Startup schwenkte notgedrungen um und fokussierte sich daher zunächst auf Apotheken und Arztpraxen. Mittlerweile aber ist der holprige Start genauso Geschichte wie die Corona-Pandemie und FRAMEN zum ursprünglichen Plan zurückgekehrt – und das mit ziemlich großem Erfolg.
Eine Art Netflix für B-2-B
Das junge Unternehmen, dessen Mehrheitseigner seit Ende 2020 der Medienkonzern Axel Springer ist, unterscheidet sich von anderen DOOH-Anbietern. Das Geschäftsmodell der Berliner, die sich gern selbst als „Netflix für B-2-B“ bezeichnen, funktioniert folgendermaßen: „Wir verbinden über unsere Plattform Marken, Content-Creator, Publisher und Locations miteinander. Werbetreibende sind in der Lage, ihre DOOH-Kampagnen über unseren Ads Manager in unserem Netzwerk auszuspielen. Publisher und Influencer können ihren Content ebenfalls darüber bereitstellen und streamen“, erklärt Cherif Rouissi, Vice President Sales DACH. Hier erhebt Framen einen Anteil an den Kampagnenvolumina. „Im Vergleich zur traditionellen Außenwerbung an Bushaltestellen oder am Straßenrand haben unsere Standorte einen größeren Zielgruppenfokus. So kann man zum Beispiel ein fitnessorientiertes Publikum in einem Fitnessstudio, reiseaffines Publikum im Hotel oder ein geschäftlich orientiertes Publikum in einem Coworking Space erreichen“, erklärt Rouissi weiter.. Werbekunden würden es dabei schätzen, dass das Publikum mehr Zeit vor den Screens verbringt als in einer Passage-Situation, was die Wirkung und Effizienz der Werbung erhöhe.
Der Mehrheitseigner Springer liefert Inhalte
Die Expansion schreitet auch deshalb rasch voran, weil FRAMENauf bestehende Screens – meist Fernseher – setzt. Eine kleine Box, die als Mediaplayer dient, verwandelt die Displays in Digital Signage-Screens, die die Geschäftspartner mit eigenem Content oder Inhalten aus den Framen-Channels bespielen können. Der gewünschte Content kann im so genannten „Screen Manager“ ausgewählt werden, dabei stehen beispielsweise Inhalte der Springer-Medienmarken Bild, Welt, Business Insider oder Politico bereit. „Wir liefern dann die Kirsche auf der Torte, nämlich die Werbekunden“, sagt Rouissi. Das sind im Bereich der Coworking-Büros beispielsweise B-to-B-Kunden wie Sage, ein französischer Anbieter einer Softwarelösung, oder Qonto aus dem Bereich Banking.
FRAMEN sieht hier einen Vorteil in Multi-Länder-Kampagnen, die durch das globale Bildschirmportfolio schnell umgesetzt werden können. Außerdem erhalten Werbungtreibende Einblicke in lokale Zielgruppendaten. Ein Unternehmen, das länderübergreifend bucht, ist beispielsweise der Münchner Personaldienstleister Personio. Er hat in Deutschland und Großbritannien „mit einem Click“ (Rouissi) eine Kampagne im Indoor-Bereich gebucht. Doch nicht nur die mittleren und großen Unternehmen kommen zu Framen. „Jeder ist bei uns willkommen“, sagt Rouissi. Gerade durch den Wegfall der gedruckten Werbeblätter sei zusätzliches Geschäft entstanden. Damit sind auch mit kleinem Budget gezielte Kampagnen möglich. So war ein ortsansässiger Schlosser auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden. Die Überlegung, dass muskelbepackte Männer in einer Muckibude zu finden seien, lag nah. Deshalb warb er im Fitnessstudio um die Ecke nach starken Nachwuchstalenten – und hat bereits nach einer Woche eine Bewerbung erhalten, wie Rouissi sagt.
FRAMEN spricht auch kleine Werbekunden an
Um Werbetreibenden die Buchung zu erleichtern, wurde im Sommer FRAMENS AI Assistant gelauncht. „Wir wollen die ganze Wertschöpfungskette vereinfachen, damit Werbetreibende schneller und kreativer werden“, sagt Rouissi. Es gebe schließlich „unendlich viele Bildschirme da draußen, die alle bespielt werden können“. Gebrieft wird der Chatbot per Prompt, und schon legt die KI los. „Das ist ein echter Gamechanger“, so Rouissi. Dennoch gibt es in diesem Feld noch viel zu tun, denn viele der Kunden würden noch nicht digital denken. FRAMEN versucht, bei der Digitalisierung zu unterstützen. So rüstet Burger King in Deutschland seine Filialen mit der FRAMEN-Technik um. Das Berliner Unternehmen liefert zusätzlich kostenlos AI Music, da die Screens in den Fast-Food-Filialen auch Ton ausspielen können. „Das sorgt für cooles Entertainment“, sagt Rouissi.
Das größte Wachstum sieht Rouissi derzeit im Bereich Coworking. FRAMEN hat in Europa bereits ein Netzwerk von 700 Wework-Screens aufgebaut hat, kürzlich erfolgte der Sprung nach Amerika: Mit seiner CMS-Plattform konnte das junge Berliner Unternehmen die US-amerikanischen und kanadischen Ableger der Co-Working-Kette überzeugen. Der Deal umfasst 183 Standorte, an denen künftig knapp 800 Displays mit dem Screen Manager von FRAMEN bespielt werden. Der Bereich Retail Media wächst kontinuierlich. Seit vergangenem Jahr sind die großen Screens in den Obi-Baumärkten, mit denen die Besucher begrüßt werden, über dem Ads Manager der DOOH-Tochter von Axel Springer verfügbar. Auch Edeka Nord und die Shell-Tankstellen sind Teil des Kunden-Portfolios von FRAMEN.
Break-even erreicht
Heute, sieben Jahre nach dem schwierigen Start, ist FRAMEN in 32 Ländern aktiv und hat international 60 bis 80 Mitarbeitende und Vertriebsbüros in Deutschland, Italien, UK, Frankreich, Spanien, Indien und bald auch in den USA. In Deutschland unterhält FRAMEN Büros in Berlin, München, zudem ist eines in Düsseldorf geplant.
Täglich werden 20 Millionen Menschen erreicht. Die monatlichen Impressions liegen bei 200 Millionen. So erzielte FRAMEN laut Magdalena Pusch im vergangenen Jahr einen Kampagnenumsatz im zweistelligen Millionenbereich. „Wir wachsen deutlich schneller als der Markt, und was die Profitabilität angeht, erreichte FRAMEN vor kurzem den Break-even“, sagt Pusch. „Jetzt stehen wir vor der Entscheidung, entweder aus eigener Kraft weiter zu wachsen oder den nächsten strategischen Wachstumspfad einzuschlagen.“ Erklärtes Ziel ist es, „die weltweit größte und intelligenteste Content- und DOOH-Plattform zu werden“.
Unterstützt wird Geschäftsführer Dimitri Gärtner bei diesem Vorhaben künftig vom früheren CEO von Media Pioneer, Ingo Rieper. Er ist neuer Co-CEO des Mediatech-Startups FRAMEN, wo er zuletzt auch als strategischer Berater tätig war.