“Tagesspiegel” fährt auf Schienen durch Berlin

Seit Oktober sind die wichtigsten Nachrichten aus der Hauptstadt-Zeitung täglich im Berliner Fenster zu sehen – auf über 3.200 Screens in 992 U-Bahn-Wagen. Chefredakteur Christian Tretbar über die Kooperation mit dem Fahrgastfernsehen.

Herr Tretbar, was war der ausschlaggebende Punkt, diese Kooperation mit dem Berliner Fenster einzugehen – Reichweite, Sichtbarkeit oder Markenpräsenz im öffentlichen Raum?

Entscheidend war, dass wir mit dem Berliner Fenster einen zusätzlichen, hochfrequentierten Informationskanal erschließen. Wir wollen die Menschen dort erreichen, wo sie sich in ihrem Alltag bewegen – direkt, aktuell und mitten in der Stadt. Es geht genauso um Markenpräsenz und darum, relevante Informationen sichtbar zu machen – genau da, wo Berlin unterwegs ist.

Der Tagesspiegel steht für tiefgehende, hintergründige Berichterstattung. Das Berliner Fenster funktioniert dagegen über kurze, visuelle Formate. Wie übersetzen Sie journalistische Qualität in dieses schnelle, bildgetriebene Umfeld?

Natürlich funktioniert das Berliner Fenster anders als eine Zeitung oder unsere digitalen Plattformen. Aber auch in Kürze lässt sich Qualität transportieren: Wir konzentrieren uns auf Relevanz, Klarheit und Verlässlichkeit. Die Tagesspiegel-News im Berliner Fenster sind verdichtete, visuell aufbereitete Schlaglichter – sie stehen für denselben Anspruch an Präzision und Seriosität, den Leserinnen und Leser von uns gewohnt sind. Und wer mehr lesen will, kann gratis unsere App laden.

Wie wird die redaktionelle Auswahl für die Inhalte getroffen, die im Berliner Fenster erscheinen? Gibt es ein eigenes Team oder eine automatisierte Schnittstelle zur Online-Redaktion?

Die Inhalte basieren auf der Nachrichtenlage, wie sie auch auf tagesspiegel.de abgebildet wird. Unsere Redakteure im Newsroom aktualisieren mehrmals am Tag die relevantesten Inhalte für das Berliner Fenster.

“Visuelles Erzählen gewinnt in allen Medien an Bedeutung”

Welche Inhalte eignen sich besonders für dieses Format – Schlagzeilen, Service-News, Politik oder Stadtleben? Und wo ziehen Sie eine Grenze?

Im Mittelpunkt stehen die wichtigsten Nachrichten des Tages – also nationale und internationale Themen, die für viele Berlinerinnen und Berliner unmittelbar relevant sind. Das Berliner Fenster ist kein Ort für Meinungsstücke oder lange Analysen, sondern für prägnante Informationen, die Orientierung geben.

Christian Tretbar ist seit 2004 beim “Tagesspiegel”. Seit 2021 ist der heute 46-Jährige Chefredakteur der Berliner Tageszeitung.

Das Berliner Fenster erreicht täglich Millionen Fahrgäste – viele davon nicht unbedingt klassische Tagesspiegel-Leserinnen und -Leser. Welche Zielgruppe möchten Sie über diesen Kanal neu ansprechen?

Das Berliner Fenster ermöglicht uns, Menschen anzusprechen, die bisher vielleicht keinen direkten Kontakt zum Tagesspiegel hatten. Wir verstehen die Kooperation als Einladung – ein niedrigschwelliger Zugang zu unseren Inhalten, der Neugier wecken und Lust auf mehr machen soll.

Sehen Sie die Kooperation eher als Branding-Maßnahme oder als ersten Schritt, um Fahrgäste langfristig als digitale oder Print-Abonnenten zu gewinnen?

Beides! Ein Teil der Fahrgäste wird möglicherweise unsere kostenlosen Inhalte auf tagesspiegel.de und in der App lesen, ein Teil wird zu Abonnenten. In der Berliner U-Bahn sind auch viele Touristen aus Deutschland unterwegs und über das Berliner Fenster bekommen wir auch hier nochmal Berührungspunkte, um uns als wichtigstes Medium aus der Hauptstadt auch im überregionalen Markt als Marke zu positionieren.

Das Berliner Fenster ist ein stark visuelles Medium. Werden Sie künftig journalistische Formate stärker visuell denken – etwa durch eigene Bewegtbildinhalte oder spezielle Social-News-Formate?

Visuelles Erzählen gewinnt in allen Medien an Bedeutung – auch bei uns. Wir arbeiten schon heute mit Bewegtbild, interaktiven Grafiken und Social-Formaten. Das Berliner Fenster ist insofern auch ein weiterer Impuls, unsere Inhalte so zu denken, dass sie auf verschiedenen Kanälen funktionieren.

Welche Bedeutung hat diese Kooperation im größeren Kontext der Tagesspiegel-Strategie – also der Positionierung als Hauptstadtmedium, das digitale wie analoge Kanäle miteinander vernetzt?

Die Kooperation passt sehr gut zu unserer Strategie, den Tagesspiegel als Hauptstadtmedium über viele Kanäle hinweg präsent zu machen – digital, im Print und im öffentlichen Raum. Wir wollen dort sein, wo Berlin lebt, arbeitet und sich bewegt. Das Berliner Fenster ist ein weiterer Baustein dieser Vernetzung.

Zum Abschluss: Fließt bei dieser Kooperation Geld?

Zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Kooperation können wir derzeit keine Angaben machen. Nur so viel: Beide Partner sind sehr zufrieden mit der Kooperation.

Diesen Post teilen