3D-Trend: Gigantische, dreidimensionale Installationen sorgen derzeit international für Aufsehen – allen voran ein Wal in einem Aquarium. Erste Markenartikler erkennen das Potenzial, das hinter solchen Auftritten steckt.
Wie so häufig kommt auch dieser Werbetrend aus Asien, erreichte dann die USA und schwappt jetzt auch auf Europa, insbesondere London, über. Im Mai vergangenen Jahres überraschte die Designagentur d’strict aus Seoul die Bewohner der Stadt mit einem bemerkenswerten Kunstprojekt. Im Inneren des COEX Atrium, einer berühmten Veranstaltungshalle, schwappte offenbar eine riesige Wasserwelle hin und her und krachte gegen eine Glasfassade. Technisch möglich wurde dieses dreidimensional wirkende Kunstprojekt durch die rundumlaufenden LED-Screens, die eine Breite von 80 Metern umfasst und je nach Blickwinkel die Illusion einer dreidimensionalen Darstellung auslöste.
Die Agentur nannte es eine „anamorphic illusion“, die gleichzeitig einen Meilenstein von Out-of-Home markiert. Denn dem Betrachter wurde tatsächlich die perfekte Illusion einer echten Welle vermittelt. Ähnliche Projekte fanden sich wenig später auf anderen LED-Screens asiatischer Mega-Cities, lockten Schaulustige an, die Videos aufnahmen und diese auf Social Media teilten. Im Oktober landete auf der 900 Quadratmeter umfassenden Video-Wall, die an der Fassade eines Einkaufszentrums in Chengdu, China, angebracht ist, ein überdimensionales, Star Trek-ähnliches Raumschiff. Auf dem Social-Media-Kanal Sina Weibo waren Aufnahmen der spektakulären LED-Installation bereits Minuten später unter den Top-5-Trends zu finden – versehen mit Kommentaren wie: „Das ist die absolut heißeste LED-Installation in China.“
Im Juli ist die gigantische Welle auch auf den Time Square, New York, übergeschwappt, wo sie inmitten der vielen Outdoor-Installationen nach Ansicht von Branchenexperten auch bestens hinpasst. Das US-amerikanische Out-of-Home-Unternehmen Silvercast Media zeigte auf einem fast 2.800 Quadratmeter großen Screen die 3D-Animation, die den Eindruck erweckt, als ob inmitten eines riesigen Aquariums, umtost von stürmischen Wellen, ein Wal schwimmen würde. Nahezu zeitgleich berichteten die Medien von einer gigantischen Hauskatze in Tokio, die sich offenbar auf einem Hausvorsprung eines Einkaufscenters im beliebten Ausgehviertel Shinjuku befand und von dort die Passanten anmaunzte. Auch hier handelte es sich um LED-Installation, diesmal mit einer Breite von knapp 19 Metern.
Inzwischen hat auch die Werbeindustrie erkannt, wie gigantisch hoch die Aufmerksamkeit solcher 3D-Präsenzen sein kann. Vor allem am Piccadilly Circus in London häuften sich zuletzt die mehrdimensionalen LED-Inszenierungen großer Markenartikler. Am Pfingstwochenende tauchte auf dem berühmten “Valentine” ein riesiger Zombie-Tiger auf, der jeden Moment aus dem Screen mitten ins Zentrum Londons herauszutreten schien. Mit dieser Aktion, die die gesamte, fast 785 Quadratmeter große gebogene digitale Leinwand beanspruchte, bewarb Netflix den Start seines neuen Films “Army of The Dead”. Am Time Square warb Netflix wenig später auch für die neue Staffel der Mystery-Serie Outer Banks auf dem LED-Screen von Clear Channel Outdoor – mit der inzwischen bekannten Welle und Unterstützung der bereits bekannten Designagentur d’strict. Die Luxus-Uhren-Manufaktur IWC sowie der Mobilfunkanbieter Vodafone wiederum waren im Juli am Piccadilly Circus präsent: Vodafone erstellte eine Animation, in der das gesamte Gebäude zu bröckeln begann, bevor sich ein virtueller Riesenrugby auf die Betrachter zu bewegte. Und IWC warb mit einer dreidimensionalen Darstellung seiner Big Pilot Uhr, die im Laden ungefähr 13.000 Euro kostet. Man könnte also sagen: ein luxuriöser Auftritt für ein luxuriöses Produkt.
Ach ja: Soeben wurde bekannt, dass die dreidimensionale Installation des Wals nun auch im Einkaufszentrum The Beach in Dubai installiert wurde. Die 3-D-Welle, sie ist nicht mehr aufzuhalten.