Kochs Media-ABC: B wie Bot

Nach dem ersten Blogbeitrag unseres Media-ABC (A wie Advertising) widmet sich Mr. Media Thomas Koch nun dem Buchstaben B wie in „Bot“. Achtung Spoiler: Das B könnte in dem Fall gut und gerne auch für „Betrug“ stehen.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ein Bot könnte dieses Media-ABC nicht schreiben, denn man versteht darunter „ein Softwareprogramm, das weitgehend automatisch sich wiederholende Aufgaben abarbeitet, ohne dabei auf eine Interaktion mit einem menschlichen Benutzer angewiesen zu sein“ (Wikipedia).

Ein Bot tut also einfach, was ihm gesagt wird und wiederholt es, bis man ihn stoppt. Das Wort Bot stammt vom englischen „robot“ = Roboter, und allzu leicht stellt man sich dabei einen süßen kleinen Roboter vor wie in „WALL-E – Der Letzte räumt die Erde auf“. Doch es gibt nützliche ebenso wie schädliche Bots. Zur Gruppe der netten Bots gehören z.B. die Chatbots. Hier soll aber von der letzteren Sorte, den bösen Bots,die Rede sein.

Zu den schädlichen Bots gehören die, die sich cyberkriminell betätigen: durch Identitätsdiebstahl, Kontoübernahme oder durch Raub von Marketinggeldern. Obwohl die meisten dieser Aktivitäten nicht legal sind, verstoßen böswillige Bots häufig nicht einmal gegen Gesetze. Das liegt daran, dass diese Gesetze meist noch nicht erlassen sind, was den Kriminellen ihre Arbeit natürlich enorm erleichtert: Wenn sich Marketingleute ihr Geld stehlen lassen, sind sie halt selber schuld.

Erschreckend viele böse Bots

Etwa 47 Prozent des gesamten Traffics im Internet sind auf Bots zurückzuführen. Auch wenn über 30 Prozent böse Bots sind und 17 Prozent „gute“, führen sie natürlich jedes Reporting im Netz ad absurdum. Denn wir wollen menschliche Bewegungen im Netz beobachten. Doch wir Menschen sind im Internet leider in der Minderheit. Es gibt nämlich ernstzunehmende Studien, die nachweisen, dass 73 Prozent des gesamten Traffics von „Bad Bots“ stammen. Das sollten wir besser nicht weiter vertiefen …

Besonders stark von Bot Traffic ist Social Media betroffen. Die Experten von fraud0 kommen zum Ergebnis, dass “Up to 97% of all traffic coming through TikTok could be detected as automated bot requests”. Es sind Programme, die so tun, als wären sie Menschen, die im Netz unterwegs sind. Sie bedrohen die Wirksamkeit von Onlinekampagnen und werden ausschließlich entwickelt, um das Werbegeld der Marken abzuschöpfen. Darin sind sie sehr erfolgreich, denn sie werden von den meisten Sicherungssystemen nicht entdeckt.

Es geht aber noch perverser

Noch perverser als Bots sind sogenannte „Made-For-Advertising“-Websites, die angeblich schon 15 Prozent aller Onlineetats verschlingen und natürlich ebenso keine Wirkung erzeugen. MFAs sind Seiten, die meist mit geklautem Content arbeiten und vortäuschen, von ausreichend attraktiven Nutzern besucht zu werden. Sie spiegeln quasi die Zielgruppenwünsche der Kunden- und Agentur-DSPs wider und wurden ausschließlich gebaut, um deren Mediageld zu entwenden. Das machen sie sehr gut, denn 15 Prozent aller weltweiten Onlinespendings sind 75 Mrd. Dollar. Das entspricht der Höhe des Staatshaushalts von Vietnam.

Nimmt man zum Ad Fraud noch die nicht sichtbare Auslieferung von Onlineanzeigen und Werbung auf Hate und Fake News-Seiten hinzu, entsteht der Eindruck eines Mediums, in dem es von Verbrechern nur so wimmelt. Will man sich dagegen wehren, muss man wiederrum viel Geld investieren, was aber die meisten Werbungtreibenden scheuen. Denn dann wäre Onlinewerbung nicht mehr so unschlagbar billig. Der digitale Hund beißt sich hier sprichwörtlich in den eigenen Cyber-Schwanz.

Oder man macht Werbung ohne Bots

Wer sich nachhaltig schützen will vor Bots, Onlinebetrug und MFAs, muss im Internet sehr umsichtig agieren – und sollte die traditionellen Medien nicht vollständig verlassen. Beim Einsatz von Medien wie TV, Print, Radio, Kino oder OOH gibt es keinen Betrug. Nicht einmal in der digitalen, zunehmend programmatischen DOOH-Version. Hier fließen 100 Prozent der Werbegelder in pure Wirkung. So wie sich das gehört.

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